Ich werde mein Vater
Wenn ich mir im Spiegel ungeschminkt ins Antlitz schaue, die Spuren von Müdigkeit verfolge, den Kopf etwas senke, die hängenden Wangen betrachte und die anderen erschlaffenden Partien, die grauen Haare fest nach hinten streife und mir mehr Augenbrauen dazu denke, sehe ich meinen Vater vor mir.
Ich werde mehr und mehr mein Vater, denke ich mir dann, und es ist nicht nur das Gesicht, das unverkennbar darauf deutet, nein, die Haltung, der Gestus, die Sprache, das Zelebrieren des Auftrittes, in fast allem meines Tuns kann ich meinen Vater verfolgen. Und auch: in dem, wie ich Menschen in meinem Leben zulasse. Wieviel meiner Zeit ich zur Verfügung stelle. Ich sehe es und möchte anders verfahren und kann doch nicht.
Als ich meinem Vater das letzte mal begegnete, erzählte er von seinen Freundinnen: die eine ist 50, mein Alter in etwa. Die andere 60, geistig inspirierend und vorwärtstreibend. Mein Vater ist demnächst 83. Sie lieben mich, sagt er, sie lieben mich immer, und ich habe doch nur so wenige Nachtstunden übrig, die anderen gehören meiner Arbeit.
Ich versuche mir vorzustellen: was mache ich mit fast 83? Eine Form von Arbeit wird es geben, dessen bin ich mir gewiss. Welche Zeit aber werde ich für die nahen Menschen um mich haben? Wenn es sie denn geben wird?
Ich werde mehr und mehr mein Vater, denke ich mir dann, und es ist nicht nur das Gesicht, das unverkennbar darauf deutet, nein, die Haltung, der Gestus, die Sprache, das Zelebrieren des Auftrittes, in fast allem meines Tuns kann ich meinen Vater verfolgen. Und auch: in dem, wie ich Menschen in meinem Leben zulasse. Wieviel meiner Zeit ich zur Verfügung stelle. Ich sehe es und möchte anders verfahren und kann doch nicht.
Als ich meinem Vater das letzte mal begegnete, erzählte er von seinen Freundinnen: die eine ist 50, mein Alter in etwa. Die andere 60, geistig inspirierend und vorwärtstreibend. Mein Vater ist demnächst 83. Sie lieben mich, sagt er, sie lieben mich immer, und ich habe doch nur so wenige Nachtstunden übrig, die anderen gehören meiner Arbeit.
Ich versuche mir vorzustellen: was mache ich mit fast 83? Eine Form von Arbeit wird es geben, dessen bin ich mir gewiss. Welche Zeit aber werde ich für die nahen Menschen um mich haben? Wenn es sie denn geben wird?
ConAlma - 2006-03-11 08:54
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