vision des himmels und von irdischen fesseln befreite seele (gedanken bei mahler)
Ich habe auf OE1 meine Lieblingsstimmen. Eine davon gehört Otto Brusatti, auch wenn er nicht über die eleganteste verfügt. Aber ich gewinne zunehmend den Eindruck, dass er so unvermittelt, direkt und persönlich spricht wie kaum einer sonst. Er scheut sich auch nicht, sich Blöße zu geben: das fiel mir zum ersten Mal an einem Samstagvormittag vor vielen Wochen auf, als er Sarah Wiener, diese nicht ins herkömmliche Liefestyle-Bild passende Berliner Köchin mit österreichischen Wurzeln, zu Gast hatte und sich in den unverblümten Äußerungen der strahlenden jungen Frau und im Koketteriedschungel verfing.
Vorgestern moderierte Otto Brusatti eine Morgensendung, bei Gustav Mahler wies er auf das Vormittagskonzert hin, die Vierte, in der eine Vision des Himmels geschildert wird, mit "tausenden tanzenden Jungfrauen", was ihn zu einem mit halb entschuldigendem Räuspern hingestammelten Kommentar bewegte.
Aber es waren nicht Himmelsvisionen, schon gar nicht das Schreckensbild einer Anhäufung tanzender (und potentiell entfesselter) Jungfrauen, die mich dazu brachten, unter widrigsten Umständen (ein Kleinradio im Geschäftstrubel) wenigstens ein paar ruhige Takte dieser Symphonie zu erhaschen, sondern Mahler an sich und die Musik überhaupt. Schon die ersten Takte des ersten Satzes ließen ein dichtes Bündel an Erinnerungen auseinanderfallen, einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten umfassend, von meiner Jugendzeit bis eben erst.
Bei Mahler muss ich an meinen Vater denken, immer dann, wenn volksmusikalisch getönte Wendungen vorkommen; ich verbinde mit vielen Stellen jene ländliche Idylle am Attersee, die mir so eindrücklich vom gleichwohl so unsäglich in die Familie verwobenen Musiklehrer geschildert worden waren. Mit Mahler verbinde ich tiefste musikalische Erlebnisse für mich allein, in der fragilen und beeinflussbaren Gefühlswelt einer 16- oder 17jährigen, und tiefe musikalische Erlebnisse, wo mit Mahler auch noch gleich alles andere hinzukommt, Bruckner und Wagner etwa, an der Seite des maßlos und maßüberschreitenden liebenden Mannes.
In diesen gemeinsamen Musikstunden liebte ich das wortlose Einverständnis, das Fließen zweier Gefühlszugänge. Das Bewegen auf dieser ideellen Ebene zählt zu meinen persönlich ganz vorrangigen Glückserlebnissen: Empfindungen der von allen irdischen Fesseln befreiten Seele in verschiedenen Auffassungen .
Meine große Bekümmernis war also, dass diese gemeinsame Erinnerung (wie andere auch) einer augenblicklichen unkontrolllierten Raserei zum Opfer fallen könnte, zerstört von einem selbstzerstörerischen Herzen.
Es gibt Anhaltspunkte, dass dies, wiewohl mehrfach angekündigt, nicht geschehen sei.
Ich habe mein Leben schon vor längerer Zeit von verfänglichen Visionen, die auch nur annähernd in Himmelsnähe reichen könnten, fernzuhalten versucht. Die Tatsachen des Bodens vertragen nur maßvolle Übersteigerungen; dass meine Maßlegungen, die mir notwendigen Raum ermöglichen, für einen Anderslautenden zum zu engen Korsett werden, in das er sich niemals hineinpassen würde können, war seit geraumer Zeit zu sehen. Die finale Explosion verschüttete den letzten freien Zugang.
Vorgestern moderierte Otto Brusatti eine Morgensendung, bei Gustav Mahler wies er auf das Vormittagskonzert hin, die Vierte, in der eine Vision des Himmels geschildert wird, mit "tausenden tanzenden Jungfrauen", was ihn zu einem mit halb entschuldigendem Räuspern hingestammelten Kommentar bewegte.
Aber es waren nicht Himmelsvisionen, schon gar nicht das Schreckensbild einer Anhäufung tanzender (und potentiell entfesselter) Jungfrauen, die mich dazu brachten, unter widrigsten Umständen (ein Kleinradio im Geschäftstrubel) wenigstens ein paar ruhige Takte dieser Symphonie zu erhaschen, sondern Mahler an sich und die Musik überhaupt. Schon die ersten Takte des ersten Satzes ließen ein dichtes Bündel an Erinnerungen auseinanderfallen, einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten umfassend, von meiner Jugendzeit bis eben erst.
Bei Mahler muss ich an meinen Vater denken, immer dann, wenn volksmusikalisch getönte Wendungen vorkommen; ich verbinde mit vielen Stellen jene ländliche Idylle am Attersee, die mir so eindrücklich vom gleichwohl so unsäglich in die Familie verwobenen Musiklehrer geschildert worden waren. Mit Mahler verbinde ich tiefste musikalische Erlebnisse für mich allein, in der fragilen und beeinflussbaren Gefühlswelt einer 16- oder 17jährigen, und tiefe musikalische Erlebnisse, wo mit Mahler auch noch gleich alles andere hinzukommt, Bruckner und Wagner etwa, an der Seite des maßlos und maßüberschreitenden liebenden Mannes.
In diesen gemeinsamen Musikstunden liebte ich das wortlose Einverständnis, das Fließen zweier Gefühlszugänge. Das Bewegen auf dieser ideellen Ebene zählt zu meinen persönlich ganz vorrangigen Glückserlebnissen: Empfindungen der von allen irdischen Fesseln befreiten Seele in verschiedenen Auffassungen .
Meine große Bekümmernis war also, dass diese gemeinsame Erinnerung (wie andere auch) einer augenblicklichen unkontrolllierten Raserei zum Opfer fallen könnte, zerstört von einem selbstzerstörerischen Herzen.
Es gibt Anhaltspunkte, dass dies, wiewohl mehrfach angekündigt, nicht geschehen sei.
Ich habe mein Leben schon vor längerer Zeit von verfänglichen Visionen, die auch nur annähernd in Himmelsnähe reichen könnten, fernzuhalten versucht. Die Tatsachen des Bodens vertragen nur maßvolle Übersteigerungen; dass meine Maßlegungen, die mir notwendigen Raum ermöglichen, für einen Anderslautenden zum zu engen Korsett werden, in das er sich niemals hineinpassen würde können, war seit geraumer Zeit zu sehen. Die finale Explosion verschüttete den letzten freien Zugang.
ConAlma - 2006-04-17 11:54
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