Metaphernfeuer
Ich lese gerade den neuen Wolf Haas. Eigentlich ist es eine "sie", nach lauter "ers" = Krimis eine Liebesgeschichte. (Fein, dass da jemand war, der wusste, was ich gerade brauchen könnte.)
Und mir kommt unter: "Temperaturabfall, als hätte das Leichenschauhaus Tag der offenen Tür". Das ist ungefähr in der Buchmitte, bis dahin gab es schon sehr viele Metaphern, aber bei dieser hier stocke ich. Das kann doch nicht sein, denke ich mir (ich könnte auch zitieren "Das ist eine Frechheit!", doch ich gehöre ja auch zu jenen, die eher "unfair" verwenden).
Dass man nämlich heute für die exzessive Verwendung von unglaublichen Bildern bezahlt bekommt, z.B. als Journalist (persönlicher Bester hier: Ronald Pohl), oder eben ganze Bücher damit füllen kann. Und ich hab vor sehr langer Zeit, also vor 37 Jahren, das ist schon eine lange Zeit, einen Fünfer für einen ganz ähnlichen Tatbestand bekommen.
Es war im Akademischen Gymnasium in Wien, wir nahmen in Deutsch gerade die Odyssee durch, ich war so unglaublich inspiriert von diesen Geschichten, ich wollte ja auch unbedingt ab der Fünften Griechisch belegen, und bin bei der Schularbeit aus mir herausgegangen. Sonst war ich ja ein stilles, schüchternes Mädchen, das sich immer an die Regeln hielt und rot anlief, wenn es angesprochen wurde. Bei diesen Geschichten aus einer fernen Welt, die so ungewohnt voll Leben waren, wuchs etwas aus mir heraus. Ich schrieb und schrieb und schrieb und war danach erschöpft und glücklich. Ich war mir sicher: ich habe Großes geleistet. Ich war stolz auf mich!
Schularbeitenrückgabetag. Erst die Einser. Ich bin nicht dabei. Bin ein wenig enttäuscht. Denn Rechtscheibfehler habe ich nie gemacht. Aber auch bei den Zweiern, Dreiern, gar Vierern: nichts. Ich glaube an eine Verwechslung. Und dann, die sonore Stimme des sonst so gütigen Professor Schrott: Angelika, ich bin enttäuscht. Meine Ohren singen. Wahrscheinlich bin ich zusätzlich auch rot geworden. Er, enttäuscht? Das ist doch nichts gegen mein Enttäuschtsein! Ich habe gegen mein graues, kleines Leben angeschrieben, und er hat das nicht erkannt! Er hat meinen Text nicht verstanden! Alles voller roter Wellenlinien, eine Stilverfehlung nach der anderen! Mein ganzes Kunstwerk - an der interpretatorischen Enge eines Deutschlehrers erstickt!
Ich habe auf der Stelle aufgehört zu schreiben. Im Sinne von Aus-mir-Herausgehen. Bis zur Matura blieben meine Texte so, wie sie erwartet wurden. Das hat mir gute Noten gesichert. Irgendwann drängten sich zwar Worte durch, die wurden auf fliegenden Zetteln gesichert, in Hefte gezwängt, aber immer in Schubladen und Schachteln verstaut. Für nicht weiter wesentlich, gar wichtig gehalten. Im Grunde halte ich es heute noch so.
Aber ich habe ja noch Zeit. Es haben ganz andere erst mit 60 angefangen.
Und mir kommt unter: "Temperaturabfall, als hätte das Leichenschauhaus Tag der offenen Tür". Das ist ungefähr in der Buchmitte, bis dahin gab es schon sehr viele Metaphern, aber bei dieser hier stocke ich. Das kann doch nicht sein, denke ich mir (ich könnte auch zitieren "Das ist eine Frechheit!", doch ich gehöre ja auch zu jenen, die eher "unfair" verwenden).
Dass man nämlich heute für die exzessive Verwendung von unglaublichen Bildern bezahlt bekommt, z.B. als Journalist (persönlicher Bester hier: Ronald Pohl), oder eben ganze Bücher damit füllen kann. Und ich hab vor sehr langer Zeit, also vor 37 Jahren, das ist schon eine lange Zeit, einen Fünfer für einen ganz ähnlichen Tatbestand bekommen.
Es war im Akademischen Gymnasium in Wien, wir nahmen in Deutsch gerade die Odyssee durch, ich war so unglaublich inspiriert von diesen Geschichten, ich wollte ja auch unbedingt ab der Fünften Griechisch belegen, und bin bei der Schularbeit aus mir herausgegangen. Sonst war ich ja ein stilles, schüchternes Mädchen, das sich immer an die Regeln hielt und rot anlief, wenn es angesprochen wurde. Bei diesen Geschichten aus einer fernen Welt, die so ungewohnt voll Leben waren, wuchs etwas aus mir heraus. Ich schrieb und schrieb und schrieb und war danach erschöpft und glücklich. Ich war mir sicher: ich habe Großes geleistet. Ich war stolz auf mich!
Schularbeitenrückgabetag. Erst die Einser. Ich bin nicht dabei. Bin ein wenig enttäuscht. Denn Rechtscheibfehler habe ich nie gemacht. Aber auch bei den Zweiern, Dreiern, gar Vierern: nichts. Ich glaube an eine Verwechslung. Und dann, die sonore Stimme des sonst so gütigen Professor Schrott: Angelika, ich bin enttäuscht. Meine Ohren singen. Wahrscheinlich bin ich zusätzlich auch rot geworden. Er, enttäuscht? Das ist doch nichts gegen mein Enttäuschtsein! Ich habe gegen mein graues, kleines Leben angeschrieben, und er hat das nicht erkannt! Er hat meinen Text nicht verstanden! Alles voller roter Wellenlinien, eine Stilverfehlung nach der anderen! Mein ganzes Kunstwerk - an der interpretatorischen Enge eines Deutschlehrers erstickt!
Ich habe auf der Stelle aufgehört zu schreiben. Im Sinne von Aus-mir-Herausgehen. Bis zur Matura blieben meine Texte so, wie sie erwartet wurden. Das hat mir gute Noten gesichert. Irgendwann drängten sich zwar Worte durch, die wurden auf fliegenden Zetteln gesichert, in Hefte gezwängt, aber immer in Schubladen und Schachteln verstaut. Für nicht weiter wesentlich, gar wichtig gehalten. Im Grunde halte ich es heute noch so.
Aber ich habe ja noch Zeit. Es haben ganz andere erst mit 60 angefangen.
ConAlma - 2006-09-20 17:23
https://www.nach-schlag-two.blogspot.com/
und schreibt. Da der PC es nicht mehr tut, wird es wohl zum 12. Geburtstag einen kleinen Laptop geben. Wenn
mein Blog wieder steht darf ich folgendes wieder aufnehmen....
Donnerstag, August 17, 2006
Im Restaurant
Im Restaurant, da ist was los,
heute gibt es heißen Kloß,
doch wo bleibt die Köchin bloß?
Die sitzt zu Hause am Mittagstisch,
isst grade gekochten Heringsfisch.
Hat sie etwa vergessen,
das sie heut muss kochen das Essen?
Die Gäste toben,
die Fäuste nach oben,
gehen sie los,
und schreien,
wo bleibt die Köchin bloß?
Die Köchin, nur ein paar Straßen weiter,
ist immer noch heiter,
doch wenn sie wüsste,
dass nur ein paar Straßen weiter,
die Gäste schreien,
wir wollen heißen Kloß,
wo bleibt die Köchin bloß?,
dann würde sie zu ihrem Laden laufen,
keine Lust haben sich mit den Gästen zu raufen,
schnurstracks zum Chef gehen und sich beschweren,
was soll das Geschrei,
heute habe ich frei!
(Kaja Franziska B., 2004, 9 Jahre)