Alma::Mater und der Pragmatismus der Plazenta*
Ein Wochenende lang plagte ich mich an einem Text, den ich vor mir sah und doch nicht greifen konnte, bei jedem Zulangen schien sich ein Gedankengang in zehn andere zu zerteilen, die Verschlingungen wurden immer mehr und waren nicht mehr zu verfolgen, die Längenvorgabe zwang mich zu einer Reduktion, die ich nicht füllen konnte mit dem, was mir wesentlich schien. Um Mitternacht gab ich auf, ließ den akademischen Aufsatz solchen sein und übergab ihn mit wenig professionellen Worten, die meine Zweifel enthielten. In einem Zustand von Erschöpfung und Niederlage versuchte ich, den folgenden warmen Sonnentag (es sollte einer der letzten gewesen sein) zuzulassen, als ein Anruf kam: Spiel noch mal damit, meinte der Chefredakteur, und nimm die Emotionen mit hinein.
Das traf. Riss mich auf. Ich sah bestürzt auf mich: hatte mich von mir selbst getrennt, in einer verständlichen Not; aber nach einer Zeit der Ruhe und des Innehaltens war ich in einer kontrollierten Haltung steckengeblieben, hatte meine Leidenschaften so gut verscharrt, dass sie nur noch in homöopathischen Zufriedenheitsbläschen emporsteigen durften, ein schrecklicher Pragmatismus, gnadenlos gegenüber der Fruchtbarkeit. Als Mutter ohnehin schon geschlagen, ja, zu oft empfand ich so, als dass ich es nicht aussprechen dürfte, mit einem Zwang zur Vernunft, der direkt aus der Plazenta zu wachsen schien, ergab ich mich einem vorauseilenden Gehorsam gegenüber vorgeblichen Kinderbedürfnissen, verlegte mich in dürftige Rationalisierungen und trank im Wein von anderen Träumen. Wieder und wieder saß und sitze ich, muttergleich und ganz Seele (wo aber, wo, die Leidenschaft?), vor den Nöten und Ängsten der Männer, werfe Ihnen Verständnis entgegen und schnüre mich selbst, als dürfe Rücksicht nie mir, sondern nur den anderen gelten.
Einen Sonntag später gelang der Text.
* Angeregt zu diesem Titel wurde ich hier,
einiges findet sich auch da. Die fast tägliche Lektüre dieser Seiten ist mir ein S p i e g e l, mit dem wider als wichtiger Stachel.
Das traf. Riss mich auf. Ich sah bestürzt auf mich: hatte mich von mir selbst getrennt, in einer verständlichen Not; aber nach einer Zeit der Ruhe und des Innehaltens war ich in einer kontrollierten Haltung steckengeblieben, hatte meine Leidenschaften so gut verscharrt, dass sie nur noch in homöopathischen Zufriedenheitsbläschen emporsteigen durften, ein schrecklicher Pragmatismus, gnadenlos gegenüber der Fruchtbarkeit. Als Mutter ohnehin schon geschlagen, ja, zu oft empfand ich so, als dass ich es nicht aussprechen dürfte, mit einem Zwang zur Vernunft, der direkt aus der Plazenta zu wachsen schien, ergab ich mich einem vorauseilenden Gehorsam gegenüber vorgeblichen Kinderbedürfnissen, verlegte mich in dürftige Rationalisierungen und trank im Wein von anderen Träumen. Wieder und wieder saß und sitze ich, muttergleich und ganz Seele (wo aber, wo, die Leidenschaft?), vor den Nöten und Ängsten der Männer, werfe Ihnen Verständnis entgegen und schnüre mich selbst, als dürfe Rücksicht nie mir, sondern nur den anderen gelten.
Einen Sonntag später gelang der Text.
* Angeregt zu diesem Titel wurde ich hier,
einiges findet sich auch da. Die fast tägliche Lektüre dieser Seiten ist mir ein S p i e g e l, mit dem wider als wichtiger Stachel.
ConAlma - 2006-11-05 18:18
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