Der Meerjungfrau Hals
Ein braunrosa Schleier legt sich über die Landschaft, ehemals üppiges Grün macht sich auf den Rückzug, die Wiesen atmen apfelschwere Ruhe. Wieder einmal hab ich Wege von hunderten Kilometern durchmessen, mich in neue Berge und lockendere Wiesenhänge verschaut, anderswo scheint schöner als daheim, der Reiz fremder Hausformen, die unbekannte Tiefe untadelig blauer Seen unter steilen Felswänden, was für ein Reichtum in der Welt! Und doch atmen wir ruhiger im Vertrauten, die Abende lösen sich in frühherbstlicher Stille.
...
Mir war viel erzählt worden von "Rusalka", so ergab sich nun die Gelegenheit, Dvoraks Oper selbst zu hören. Eine Inszenierung zum Hören, nicht zum Schauen, so schrill schien mir das Bühnenbild, das erste Bild ein billiges Puff, froschartig hüpfende Nymphlein darin, barockisierte Plastiksofas, und diese Projektionen an die Rückwand, waberndes Wasser mit Blüten und Schatten, muss ich sehen, was ich doch hören kann? Das Schloss des Prinzenin schrillem rot/weiß , ein weißer Flügel - wo ist Udo Jürgens?, die Hochzeitsgesellschaft eine Karikatur an herausgeputzter Dorf-Haute Volée, ist das gar der Ententanz? Die Ironie ist nur schwer zu begreifen, das Neon-Kreuz im Eck erinnert an versteckte Winkel in Neapel.
Die Augen also schließen, zumal mir ohnehin ein auftoupierter grauer Haarturm die Sicht auf die Bühne nimmt, und eintauchen in die wunderbaren Stimmen und Orchesterklänge. Mensch sein wollen, doch die Sprache nicht zu haben, wie lässt sich da lieben? Das Libretto macht Rusalka zur Kühlen, doch sie hat ihre Begierden, nur scheinen sie unvereinbar mit der Welt, in die sie sich selbst sehnte. Meine bislang gültige Meerjungfrau ist Ingeborg Bachmanns Undine, diese Inszenierung ließ mich nichts Schlüssigeres erleben.
Mit der Pause gab ich auf, mir selbst saß eine Jezibaba im Nacken, ich wollte keine weitere Verkrampfung im engen Gestühl riskieren, der Weg durch die Nacht war noch weit genug. So wusste ich allerdings nicht, ob die laryngitische und doch tapfer angetretene Camilla Nylund den ganzen Abend durchgestanden hat, ihre helle, klare und doch auch zu verzweifelter Kraft fähige Stimme aushielt.
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Mir war viel erzählt worden von "Rusalka", so ergab sich nun die Gelegenheit, Dvoraks Oper selbst zu hören. Eine Inszenierung zum Hören, nicht zum Schauen, so schrill schien mir das Bühnenbild, das erste Bild ein billiges Puff, froschartig hüpfende Nymphlein darin, barockisierte Plastiksofas, und diese Projektionen an die Rückwand, waberndes Wasser mit Blüten und Schatten, muss ich sehen, was ich doch hören kann? Das Schloss des Prinzenin schrillem rot/weiß , ein weißer Flügel - wo ist Udo Jürgens?, die Hochzeitsgesellschaft eine Karikatur an herausgeputzter Dorf-Haute Volée, ist das gar der Ententanz? Die Ironie ist nur schwer zu begreifen, das Neon-Kreuz im Eck erinnert an versteckte Winkel in Neapel.
Die Augen also schließen, zumal mir ohnehin ein auftoupierter grauer Haarturm die Sicht auf die Bühne nimmt, und eintauchen in die wunderbaren Stimmen und Orchesterklänge. Mensch sein wollen, doch die Sprache nicht zu haben, wie lässt sich da lieben? Das Libretto macht Rusalka zur Kühlen, doch sie hat ihre Begierden, nur scheinen sie unvereinbar mit der Welt, in die sie sich selbst sehnte. Meine bislang gültige Meerjungfrau ist Ingeborg Bachmanns Undine, diese Inszenierung ließ mich nichts Schlüssigeres erleben.
Mit der Pause gab ich auf, mir selbst saß eine Jezibaba im Nacken, ich wollte keine weitere Verkrampfung im engen Gestühl riskieren, der Weg durch die Nacht war noch weit genug. So wusste ich allerdings nicht, ob die laryngitische und doch tapfer angetretene Camilla Nylund den ganzen Abend durchgestanden hat, ihre helle, klare und doch auch zu verzweifelter Kraft fähige Stimme aushielt.
ConAlma - 2008-08-29 08:30
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