durchlässig
Nun weiß ich's, wie ich dieser Symphonie begegnen muss: mit allerhöchster Durchlässigkeit; so weit sein, dass mir die Grenzen abhanden kommen, um dieses wilde, bisweilen unbezähmbar scheinende Gebilde mit seinen disparaten Kapiteln einfließen zu lassen.
Gustav Mahlers Dritte Symphonie war mein persönlicher Festspiel-Abschluss, nicht anders als mit dem Geliebten hätt ich diesen erleben mögen, manches ist nur so und nicht anders vorstellbar. Hör ich mit ihm solche Musik, so ist es ebenso, als beugte er sich über mich, käme über mich, und ich, mit dem Moment des Aufnehmens: bin ich Meer.
Strahlend ist die Posaune, makellos in ihren Melodiebogen gegeben, unerschrocken der Musiker vor diesem großen Part. Wagner glitzert durch, Bruckner wohl auch, und alles, alles will hineingefügt sein in dieses Werk, die ganze Natur bekommt darin eine Stimme. Im letzten Teil dann, die Streicher weben so überwältigend Schönes, ist mir kein Halt mehr, mein Atem wird tief, ich spür die zu Klang geformten Noten bis in die äußersten Kapillaren, lege mich hinein in dieses Fließen, nicht aufhören soll's, dieses Empfinden -
doch Mahler setzt neu an, ganz zart mit den Flöten -
...mir ist manchmal selbst unheimlich zu Mute bei manchen Stellen, und es kommt mir vor, als ob ich das gar nicht gemacht hätte.
Ja, als hätte er Angst bekommen vor diesen Emotionen, die da durchdringen, denn als dann der sich langsam aufbauende Schluss immer drängender sich formt, klingt's nicht mehr so unkontrolliert weit, gar unendlich, sondern gezielt bombastisch, klar männlich, wohl gesetzt das Blech, die Tremolos, das Geflirre der Holzbläser: so viel kalkulierter als der "sich selbst gemacht habende" Abschnitt zuvor wirkt es (Man ist sozusagen selbst nur ein Instrument, auf dem das Universum spielt.)
Wiewohl, die Wucht macht wohl Gänsehaut, der den riesigen Raum füllende Applaus ist wie ein Rausch.
***
Der Hirsch ruft zum Frühstück zwischen Sonne und Bergen.
Schnittlauchbrot mit frischem Ingwer, Bauerneier im Glas, hausgemachte Marmeladen, grüner Tee.
[Die kursiv gesetzten Zitate sind dem Text von Walter Weidringer aus dem Programmheft der Salzburger Festspiele entnommen, der seinerseits G.Mahler zitiert.]
Gustav Mahlers Dritte Symphonie war mein persönlicher Festspiel-Abschluss, nicht anders als mit dem Geliebten hätt ich diesen erleben mögen, manches ist nur so und nicht anders vorstellbar. Hör ich mit ihm solche Musik, so ist es ebenso, als beugte er sich über mich, käme über mich, und ich, mit dem Moment des Aufnehmens: bin ich Meer.
Strahlend ist die Posaune, makellos in ihren Melodiebogen gegeben, unerschrocken der Musiker vor diesem großen Part. Wagner glitzert durch, Bruckner wohl auch, und alles, alles will hineingefügt sein in dieses Werk, die ganze Natur bekommt darin eine Stimme. Im letzten Teil dann, die Streicher weben so überwältigend Schönes, ist mir kein Halt mehr, mein Atem wird tief, ich spür die zu Klang geformten Noten bis in die äußersten Kapillaren, lege mich hinein in dieses Fließen, nicht aufhören soll's, dieses Empfinden -
doch Mahler setzt neu an, ganz zart mit den Flöten -
...mir ist manchmal selbst unheimlich zu Mute bei manchen Stellen, und es kommt mir vor, als ob ich das gar nicht gemacht hätte.
Ja, als hätte er Angst bekommen vor diesen Emotionen, die da durchdringen, denn als dann der sich langsam aufbauende Schluss immer drängender sich formt, klingt's nicht mehr so unkontrolliert weit, gar unendlich, sondern gezielt bombastisch, klar männlich, wohl gesetzt das Blech, die Tremolos, das Geflirre der Holzbläser: so viel kalkulierter als der "sich selbst gemacht habende" Abschnitt zuvor wirkt es (Man ist sozusagen selbst nur ein Instrument, auf dem das Universum spielt.)
Wiewohl, die Wucht macht wohl Gänsehaut, der den riesigen Raum füllende Applaus ist wie ein Rausch.
***
Der Hirsch ruft zum Frühstück zwischen Sonne und Bergen.
Schnittlauchbrot mit frischem Ingwer, Bauerneier im Glas, hausgemachte Marmeladen, grüner Tee.
[Die kursiv gesetzten Zitate sind dem Text von Walter Weidringer aus dem Programmheft der Salzburger Festspiele entnommen, der seinerseits G.Mahler zitiert.]
ConAlma - 2008-08-31 09:26
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