zum tage
Ein unlängst stattgefundenes nächtliches
Getänzel in Reimen ließ mich doch tatsächlich nach langer Zeit den Geigenkoffer wieder öffnen, sein Platz zwischen Klavier und CD-Regal war auffällig genug, um immer wieder mahnende Anwesenheit zu verspüren. Die Saiten waren kaum verstimmt, a gerade mal einen Viertelton, d und g einen halben, e passte.
Ich fing dort wieder an, wo ich aufgehört hatte, Schubert und Bach. Die Sonate D 384 hab ich so sehr im Ohr, dass ich den Klavierpart mithören kann. Und ich denke an den gestern geäußerten Satz: die linke Hand als Verbindung vom Herzen ins Instrument. Aber es muss auch eine Verbindung zu den Ohren da sein, denn die Finger irren sich kaum. Nur die Rechte, sie sträubt sich noch, ungelenkt führe ich den Bogen, ich überfliege im Geist das Übungsmaterial, das da ist: Küchler, Seybold, Ševčík natürlich. Aber wie sagte mir gestern der stürmische Radfahrer? Nicht üben, spielen! Also spiele ich, und als ich nach dem Schubert noch zu Bach greife, Violinkonzert No.1, hat sich die rechte Hand bereits gelockert, auch die Schulter, und der erste Satz fließt, noch etwas etüdengleich, dahin. Jetzt muss sich nur noch das Kinn gewöhnen.
* Das Buchstabenspiel entstand
hier.
ConAlma - 2006-10-19 13:15
Sie stieß sich am Ankündigungsplakat. Die neue Rechtschreibung tat nicht nur dem Theater Gewalt an. Das goldene Vliess: wie sollte man sich das nur ausgesprochen vorstellen? Das doppelte ss am Schluss erforderte einen kurzen Vokal, wie Schluss eben, aber da war doch das e, das das i dehnte - allenfalls als entlegene Ortbezeichnung mochte man das durchgehen lassen, so wie Fliess, bald nach Landeck -
aber Grillparzers Goldenes Vließ - niemals ss! Gilt denn keine geschützte Schreibweise für Dramentitel?
ConAlma - 2006-10-18 23:15
Ihre Hand hätte das Kinn zart streifen sollen, aber im Zusammenprall zweier gegenläufiger Bewegungen glitt sie ab und traf, wie ein Angriff, seine Halsschlagader. Er erstarrte einen Herzschlag lang und zog sodann mit verwundertem Blick einen Finger quer über den Hals.
ConAlma - 2006-10-18 22:29
Ich habe einfach den Zug versäumt.
Ich war essen, eine fulminante Neuentdeckung (aber das ist eine andere Geschichte, die noch zu schreiben ist) und stand offenbar so unter dem Eindruck des Erlebten, dass ich am Bahnhof, wiewohl zeitgerecht, die Abfahrtstafel nicht richtig las. So saß ich auf Bahnsteig 6 und wartete. Nebenan eine Gruppe junger Amerikaner, auf den Zug nach Italien wartend. Der 30 Minuten Verspätung hatte. Ich sah auf Gleis 5 einen Zug abfahren ... und ein paar Minuten später musste ich erkennen, dass dies der meine gewesen wäre. Also gut 50 Minuten weitere Wartezeit bis zum nächsten, nach halb eins.
Innsbruck in einer Mittwochnacht mitten im Sommer, wenn zunächst schwere Gewitterwolken und ununterbrochene Blitze sowie ein heftiger Sturm die zuvor so zahlreich flanierenden Menschen aus den Straßen vertrieben haben, ist eine stille Stadt. Die Lokale um zehn vor zwölf schon zu, nur das Treibhaus, das hielt noch bis ein Uhr aus. Der Garten wurde allerdings auch pünktlich geschlossen.
Bei einem Achtel sehr passablen Schankweins vom Tschida um flotte € 1,70 sitzend, der Blick in die weitläufige Hinterhofgartenlandschaft zwischen theologischer Fakultät, Bundesgymnasium und Volksschule Stadt gerichtet, dachte ich mir: ganz unvorstellbar sei es, dass jemals der Tag einträfe, wo ich Lokale dieser Art, die es so irgendwie schon zu meinen Studentenzeiten gegeben hatte, die freilich mitgegangen sind mit der Zeit, in gastronomicher Hinsicht, im Styling, und doch immer noch dieselbe Atmosphäre aufwiesen, wenn ich also solche Lokale nicht mehr betreten könnte, ohne unpassend auffällig zu sein.
Eine athletische junge Frau in schwarzem Ruderleiberl und obligat tiefsitzender Jean wanderte mit Blechgießkanne unermüdlich zu den Trögen mit Oleandern und anderen Pflanzen, damit sie über den nächsten sonnigen Tag kämen, die jungen Menschen hatten sich anstandslos freiwillig vom Garten ins Innere des Lokals zurückgezogen, alles war friedlich.
Der Zug, dann endlich, nach Hause, war mühsam: mit dem wunderbaren Namen "Landesausstellung Kohle und Dampf" versehen, nur zwei Sitzplatz-Waggons, der Rest Liege- und Schlafwagen. Ziemlich voll. Die meisten möglichen Sitzplätze mit Schlafenden, größzügig quer liegend, belegt.
Nach wenigen kurzen Notizen schlief ich ein, um rechtzeitig in Wörgl zu erwachen, wo mein Auto wartete. Denn nachts ist Kufstein nicht mehr direkt erreichbar.
ConAlma - 2006-07-27 13:32
Heute um 22 Uhr zehn vollende ich sieben mal sieben Jahre im Gefühl, endlich mit meinem eigentlichen Leben zu beginnen. Als wäre alles bislang eine Einübung in mich selbst gewesen. Die flirrende energiegeladene atmosphärische Wetterstimmung feuert mich dabei an. Aber die gibt es ja meist zur Sonnenwende.
ConAlma - 2006-06-22 08:13
Die anderen kicken alle eine Topfen zusammen, deshalb wird Argentinien doch Weltmeister, vor allem wenn sie in ihrem Quartier OE1 hören. Sagt Otto Brusatti. Denn der ließ gerade einen wirkliche feinen Sommer-Tango erklingen, eine Carlos-Gardel-Version mit Daniel Barenboim.
* findet, dass ein mit
Otto Brusatti begonnener Tag nur ein guter Tag sein kann.
ConAlma - 2006-06-20 08:44
Es ist schon ein SEHR angenehmes Ambiente, das sich mein kleiner Bruder fuer das Fest zu seiner Hochzeit ausgewaehlt hat (ich schreibe auf einer nichtdeutschen Tastatur): den Strand von Marina di Ravenna. Kaum Touristen, und wenn, dann eher Italiener. Viel Gruen. Versteckte Villen. Riccardo Muti hat hier auch angeblich eine. Und seine Frau organisiert das sommerliche Festival di Ravenna.
Ganz exquisit: Bar/Ristorante Lucciolo, mit eigenem Strand. Dort sind wir dann auch morgen Abend. SEHR feines Essen, zu gutem Preis. Und gestern wollte ich eigentlich England - Trinidad-Tobago schauen, aber in der Weinbar, wo wir nach dem Schwimmen den fruehen Abend verbrachten, gab es keinen Fernseher. Stattdessen SEHR gute Weinauswahl (ich muss mir heute noch die Details holen) und dazu ausgewaehlte Salumi und Prosciutti und und ... Ganz gepflegter Platz. Heute abend wieder.
Und da sich die Hochzeitsgesellschaft aus engen Freunden und zu Freunden gewordenen Stammkunden meines Bruders (=Eulennest, Wien *schamlose Werbung*) zusammensetzt, fliessen auch die Weingespraeche nur so dahin ....
ConAlma - 2006-06-16 12:22
Drei Tote in vier Tagen.
Dass Ligeti laut
https://oe1.orf.at/ durch die Musik zu Kubricks 2001 - Odyssee im Weltraum bekannt wurde, wusste ich nicht. Seine Musik hätte ich nicht mit dem Film in Verbindung bringen können. Wohl aber Strauss, Richard und Strauss, Johann.
Marmor, Stein und Eisen bricht: Auf einigen Parties in den späten Neunzigern von entfesselten Dreißigern mitgebrüllt.
Hubertus Czernin: Wieder ein Mahner weniger. Und ich erinnere mich mit Vergnügen an den nackten Vranitzky auf dem Profil-Cover.
ConAlma - 2006-06-12 22:04
Fast so spannend wie ein WM-Match: den Hunden aus dem hohen Norden ist zu heiß im sommerlichen Tirol, sie bekamen eine Spezialrasur. Und länger als 2 Stunden halten sie auch nicht durch, dann folgt schon der Austausch. Jagdpächter wollen nicht so mir nix dir nix die Hundestaffeln durch ihre Reviere lassen. Und Bruno scheint überhaupt ganz ungerührt ob des Wirbels um ihn: wenn ihn hungert, tut er sich gütlich. Und trottet sonst seines Weges.
ConAlma - 2006-06-12 22:01
Ich bin keine fußballfreie Zone, auch wenn ich den ballbepinklenden Hund von ATV ziemlich witzig finde. Denn das Vergnügen, dass ich beim geruhsamen Zugfahrtzeitungslesen empfinde, bringt mich dazu, aufs einschlägige Kommentarleben aufzuspringen.
Zu loben ist etwa Daniel Glattauer, der in der Samstag-Seite 1-Glosse des Standard grundlegende Überlegungen anstellt. Als da wären:
Das Geschlechterproblem
Immer mehr Frauen bekenne sich dazu, scharf auf die WM zu sein. Warum? - Vermutlich um die Männer von den Sofas in die Wirtshäuser zu verbannen.
Die Hochkultur
Kaum ein Intellektueller, der Fußball dieser Tage nicht auf eine neue Metaebene hebt. Da die Hochkultur nicht von allein runterkommt, reicht man den Fußball zu ihr hinauf.
Hochkultur kam mir dieser Tage in anderem Zusammenhang unter, in einem Beitrag der Musikviertelstunde des OE1-Radiokollegs zu Josephine Baker. Da wurde die These postuliert, dass Hochkultur prinzipiell männlich sei, weshalb weibliche Äußerungen zur Massenkultur hinuntergeschoben würden. Bedenkenswert. Einiges fiele mir dazu ein, zu weiblicher Musikrezeption und männlicher Einflussnahme etwa, oder Beurteilung. Aber das soll hier und jetzt nicht Platz finden.
Die Religion
... Sport zur Geisteswissenschaft erklären und behaupten, Fußball sein Religion.
Tatsächlich letzte Woche auf OE1 in den Besinnungsminuten kurz vor 7 Uhr morgens erlebt: die ernsthaften Worte eines Geistlichen zur Vermählung von Sport = Fußball und Religion.
Daran schließt Franzobel in seinem ebenfalls im samstäglichen Standard auf Seite 33 (also mitten im Sportteil) befindlichen Kommentar Das Kreuz mit dem Ball an: Die Kugel, das erkannten schon die alten Griechen, ist die vollkommenste und einheitlichste Figur ... Also muss auch Gott eine geistige Kugel sein, deren Mittelpunkt überall und deren Umkreis nirgendwo ist. Genau wie ein Fußball
Aber eigentlich hat er ein Slipeinlagenproblem: mit dem neuen Design des Adidas-Balles nämlich, der über keine schwarz-weißen Fünf- und Sechsecke mehr verfügt, sondern katzenzungenähnlichen? Gebilden. Slipeinlagen?
Erklärungsmöglichkeiten hiefür:
- um das Zyklische der WM zu betonen? die ewige Wiederkehr des iMmergleiche?
- Ein Steilpass in die Nähe des Fußballgottes zum weiblichen Geschlecht?
- Ein ironischer Seitenhieb, dass auch was daneben, also ins Höschen gehen kann?
und viele andere ...
Doch wie meint Herr Glattauer: Fußballkonsum ist geistige Karenz. Alles außerhalb des Spielfelds ist einmal völlig legal - egal.
Mein Spielfeld dieser Tage ist eigentlich die Wiener Hofburg. Ich kann völlig legal drei Tage lang unter dem Aspekt der Erfahrungserweiterung eine kaum/gar nicht bewältigbare Anzahl an Wein-Kostschlucken konsumieren. Bei der VieVinum.
ConAlma - 2006-06-12 09:14